Hebräische Literatur

Hebräische Literatur

Hebräische Literatur, die Nationalliteratur der alten Hebräer oder Israeliten; in ihrem ehemal. Gesamtumfange nur aus der im A. T. erhaltenen Auswahl annähernd zu erschließen. Diese enthält von allen Bestandteilen, die eine Nationalliteratur aufzuweisen pflegt, Reste, deren älteste der Poesie angehören, bei den Israeliten ursprünglich nur Lyrik; statt des Epos heroische Lyrik, z.B. das Deboralied (Richter 5), sonst in ihren Gattungen mannigfaltig; erotische Lyrik aus nachexilischer Zeit im Hohen Liede vertreten; in derselben Zeit höchste Entwicklung der religiösen Lyrik in den Psalmen; didaktische Poesie, früh als Parabeldichtung (Richter 9; 2 Sam. 12) nachexilisch als Spruchpoesie ausgebildet. Kunstform der hebr. Poesie ist der Parallelismus der Glieder des Verses. Die Prosa ist zunächst Geschichtsüberlieferung, ursprünglich als mündlich fortgepflanzte Sage, seit der Königszeit als Geschichtschreibung, deren ältere Werke nur bruchstückweise in den nach 621 zusammengestellten Büchern Richter, Samuel, Könige erhalten sind, wo sie benutzt sind, um die Geschichte im Geiste des Deuteronomismus darzustellen. Der exilische Priesterkodex (s. Pentateuch) stellt die Zeit von Erschaffung der Welt bis zur Eroberung Palästinas im religiösen Sinne seiner Zeit dar; Chronik, Esra, Nehemia geben eine dritte Darstellung im Sinne nachexilischgesetzlicher Frömmigkeit. Der Pentateuch und der Prophetenkanon, religiös der wichtigste Teil des A. T., sind gleichfalls durch nachexilische Redaktionen zusammengestellt, den Bedürfnissen der Zeit entsprechend. Die Beschäftigung mit der Prophetenliteratur erzeugte die apokalyptische Schriftstellerei, von deren Erzeugnissen noch Daniel der kanonischen Auswahl eingereiht ist. (S. Apokalyptik und Jüdische Literatur.) – Vgl. Wildeboer (deutsch 1895), Kuenen (1887-92), Driver (deutsch 1895).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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